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Es gibt wahrlich spaßigere Dinge in der Reisevorbereitung als Visa beantragen. Leider verlangen viele der sogenannten *stan-Länder dieses Einreise-verkomplizierende, bürokratische Monster, welches bei Direktreise per Flieger und/oder bei einem Agentur-gesteuerten Urlaub kein großes Problem ist. Bei der Durchreise mit dem Fahrrad allerdings schon. Neben dem Aspekt, dass es einigermaßen ungewiss ist, wann genau bzw. ob man das jeweilige Land tatsächlich erreicht (es kann ja auch mal was schief gehen, siehe Stephan Schreckenbachs Cycling Eurasia-Tour, das zwischenzeitlich in einem Iraner Straßengraben landete), muss man auch noch dreist lügen. Denn wer aufrichtig zugibt, mit dem Fahrrad zu reisen, würde von vornherein abgewiesen werden.

Dann gilt es alle erforderlichen Dokumente parat zu haben:
• ausgefülltes Antragsformular
• Reisepass
• Passfoto
• Nachweis über eine Auslandskrankenversicherung (Achtung, für den Iran braucht man einen speziellen Nachweis, siehe Bild)
• Nachweis über die Überweisung der Visa-Gebühren
• bei postalischer Beantragung einen frankierten Rückumschlag
• und natürlich für den Iran die sagenumwobene Referenznummer, die obligatorisch ist, sobald man nicht das Privileg hat, von einem Einheimischen eingeladen zu werden.

Vorab, um auch wirklich sicher zu gehen, dass wir alles korrekt recherchiert haben, wollten wir uns bei der iranischen Botschaft in Berlin kundig machen. Na nu, keine Rede von einer Referenznummer auf der Internetseite!? Sollte es denn möglich sein und diese bürokratische Hürde wurde gekippt? Während der Telefonsprechzeit zwischen 14 und 16 Uhr versuchten wir ein Dutzend Mal, jemanden an den Hörer bekommen. Kurz vor 4 war es soweit, ein kurz angebundener Mensch beantwortete hastig unsere Fragen: doch, wir brauchen die Referenznummer. Und nein, ein Kopftuch für das Passfoto der Dame ist nicht notwendig. Wie bitte? Das liest man doch ÜBERALL! Und tatsächlich, auch die nette Pars Tourist Agency, die sich um unsere Referenznummer kümmerte, schrieb, dass es „NOT essential“ ist, ein Kopftuch zu tragen. So banal es klingt, nachdem ich (Antje) mir schon Youtube-Kopftuch-Tutorials reingezogen hatte, war ich ganz froh, dass mir bei aller Rennerei der erneute Gang zum Fotografen erspart blieb.

Für die Beantragung der Referenznummer entschieden wir uns nach ausgiebiger Internetrecherche für Caravanistan.com, um dann festzustellen, dass man schließlich doch beim Formular von key2persia.com landet – wahrscheinlich stecken die also eh alle unter einer Decke. Alles ausfüllen, eingescannte Reisepässe und Passfotos senden, per Paypal die jeweils 30 € Gebühr überweisen und hoffen, dass nach den angekündigten 10 Werktagen die ersehnte Nummer kommt. Als nach dem errechneten Eintreffen der RN am 6. März (wohl gemerkt geht die iranische Arbeitswoche von Samstag bis Mittwoch) die Agentur nicht von sich hören ließ, wurden wir etwas nervös. Auf Nachfrage hieß es, „the MFA had some problem this week“ und es gebe ein „delay“. Doch mit nur zwei Tagen Verspätung hatten wir die RN und konnten die Postsendung für die Botschaft zurecht zurren.

Weil wir aber noch ein paar kleine Detailfragen hatten, versuchten wir erneut zwei Nachmittage lang, die Botschaft telefonisch zu erreichen. Also an alle, die jemals in die Verlegenheit kommen sollten, mit der Konsularabteilung Kontakt aufnehmen zu wollen: NICHT entmutigen lassen, wenn es ewig klingelt, keiner ran geht, beim nächsten Mal besetzt ist und dann das Spiel wieder von vorne beginnt. Hartnäckigkeit wird belohnt. Also hoffen wir. Sieben bis 14 Tage dauert die Bearbeitung in Berlin. Fortsetzung folgt…